Eine Neuausrichtung ist für eine Umstellung auf Nachhaltigkeit und eine entsprechende Strategie unerlässlich

Oktober 4, 2022

In Teil 1 dieser zweiteiligen Blogserie haben wir untersucht, welche grundlegenden Veränderungen notwendig sind, um einen Wandel zur Nachhaltigkeit in der Finanzwelt zu erreichen. Wir haben erklärt, worauf sich der Bankensektor bei der Umstellung auf ein klimaschonendes Bankensystem konzentrieren muss.

In diesem Teil 2 erläutern wir, wie die Anwendung einer transversalen Veränderung in der Tätigkeit und Strategie der Bank eine erfolgreiche Neuerfindung ermöglichen wird. 

Diese Umstellung muss auf operativer Ebene beginnen und Bestandteil der Unternehmensführung werden:

  1. Die Integration von ESG-Kriterien in den Zulassungsprozess stellt sicher, dass das Bankenportfolio aufgewertet und auf branchenorientierte ökologische Umstellungsmodelle ausgerichtet wird.
  2. Überwachung der übernommenen Risiken und Darstellung einer sektorübergreifenden Sichtweise.
  3. Die einbezogene Nachhaltigkeit wird als strategische Achse der Organisation angesehen. 

Eine Vergütungspolitik, die mit einer nachhaltigen Rentabilität verknüpft ist, stellt sicher, dass sich die Führungsebene mit Umweltfragen beschäftigt. 

Dabei sind zwei Ziele zu berücksichtigen: Erstens muss in die Geschäftstätigkeit der Organisation eine ESG-Vision aufgenommen werden, die die Notwendigkeit unterstreicht, Umweltrisiken zu messen. Zweitens muss das Portfolio auf Dekarbonisierungsmodelle ausgerichtet werden, einschließlich der Entwicklung der dafür erforderlichen Fähigkeiten. 

Um das erste Ziel zu erreichen, sollten Banken untersuchen, wie sich Umweltrisiken auf traditionelle finanzielle Risiken (insbesondere Kreditrisiken) auswirken. Das Risiko der Umstellung besteht darin, stets die neuesten Sektorregelungen und neuen Technologien im Blick zu behalten (was sich auf die Bilanzen der Kunden auswirken kann). Was das physische Risiko betrifft, ist es wichtig, Risiken richtig vorherzusehen und Gefährdungen zuzuordnen. Dazu dienen Instrumente wie Szenarioanalysen und Klimastresstests, die sich auf eine Dekarbonisierung konzentrieren.

Damit ein Portfolio erstellt werden kann, das auf ein wissenschaftlich fundiertes Dekarbonisierungsmodell ausgerichtet ist, müssen die finanzierten Emissionen aus verschiedenen Wirtschaftszweigen untersucht und die relative Gewichtung der verschiedenen Kontrahenten in jedem Portfolio analysiert werden. So lässt sich feststellen, welche Unternehmen mit einem Nachhaltigkeitsplan einen Wettbewerbsvorteil haben und welche hinterherhinken. Auf diese Weise kann eine Bank für jeden Kunden andere Strategien festlegen, um die Ökologisierung des Portfolios zu gewährleisten.

Die Vereinten Nationen haben dieses Jahrzehnt als „Decade of Action“, Jahrzehnt des Handelns, bezeichnet, das eine Beschleunigung nachhaltiger Lösungen für alle größten Herausforderungen der Welt verlangt – von Armut und Gleichberechtigung der Geschlechter über Klimawandel und Ungleichheit bis hin zum Schließen der Finanzierungslücke. Jetzt ist es an der Zeit, in Analysen und Maßnahmen zu investieren, die uns zu grundlegenden, messbaren Veränderungen führen können.

Ökonomische Modellierungen [3] haben gezeigt, dass physische Risiken auf lange Sicht eine viel größere Bedrohung darstellen als Übergangsrisiken. Obwohl die Übergangsrisiken im ersten Jahrzehnt kritischer sind, besteht aus ökologischer und wirtschaftlicher Sicht Handlungsbedarf.

Schließlich sollten die Banken bekannt geben, wie finanzielle Nachhaltigkeit in die Bankprozesse eingebunden ist, um Ergebnisse und Meilensteine zu veranschaulichen. Die veröffentlichten Informationen müssen verlässliche und genaue Angaben zu den potenziellen Auswirkungen der physischen und der Übergangsrisiken enthalten sowie strategische Pläne, die die Bilanz und die unternommenen Anstrengungen im Sinne der Nachhaltigkeit aufzeigen. Die einbezogenen KPIs sollten sich auf das Portfolio beziehen. Diese Transparenz stärkt das Vertrauen der Aktionäre in die Strategie und das Finanzprojekt der Bank, was für viele institutionelle Anleger von entscheidender Bedeutung ist.

Wo können Banken mit der nachhaltigen Umstellung ihrer Portfolios beginnen? 

Es gibt fünf Schritte, auf die sich Banken konzentrieren sollten:

  1. Die Verantwortlichkeiten der obersten Führungsebene hinsichtlich der Klimarisiken und des Nachhaltigkeitsmanagements definieren. Banken in einem fortgeschrittenen Stadium haben eine Nachhaltigkeitsabteilung eingerichtet. Deren Führungskraft untersteht direkt der Geschäftsleitung oder dem Vorstand und ist für den strategischen Wandel der Organisation verantwortlich.
  2. Das Portfolio an den wichtigsten Meilensteinen der Dekarbonisierung messen und ausrichten sowie Modelle zur Einschätzung von Klimarisiken entwickeln. In dieser Hinsicht sind Daten von entscheidender Bedeutung, um den Wandel zu verstehen und voranzutreiben. Die Analyse des Portfolios und die Anwendung der erwarteten sozialen und klimatischen Modelle auf die vorausschauende Modellierung für die strategische Entscheidungsfindung würden sich direkt auf die Geschäfts- und Finanzplanung und den Rahmen für die Risikobereitschaft auswirken. Die Offenlegung der strategischen Ziele ist notwendig, da Banken ihre Klimazusagen und die Einzelheiten ihrer Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt veröffentlichen müssen.
  3. Sich darüber klar werden, dass die Verfügbarkeit und Verwaltung von Daten bei der Entwicklung und dem Einsatz von Klimaszenarioanalysen eine Herausforderung darstellen. Die Maßnahme ist organisationsübergreifend. Daher müssen Banken bei der Planung ihrer Data-Warehouse-Kapazitäten die Bedürfnisse aller internen Interessengruppen berücksichtigen. 
  4. Neben der Bereitstellung von Analysefunktionen sollten Banken Instrumente für das Portfoliomanagement entwickeln, um die Entwicklung ihrer Bilanz proaktiv zu steuern. Um die richtigen Entscheidungen unter dem Gesichtspunkt des Klimarisikos zu treffen und die Rentabilität und Stabilität des Finanzunternehmens zu gewährleisten, ist es von entscheidender Bedeutung, die Auswirkungen zu verstehen, auch auf lange Sicht.
  5. Schließlich sollten Banken ihre Underwriting- und Geschäftsprozesse anpassen, was die wirksamste Maßnahme zur Förderung des Wandels darstellt. Dazu müssen sie Klimarisikoerwägungen in die Underwriting-Richtlinien und -prozesse einbeziehen und die Preise, die den Kunden angeboten werden, mit dem richtigen Klimarisikoaufschlag versehen. Das könnte zu einem Konflikt zwischen der Nutzung von Geschäftschancen, der Vergrößerung des Marktanteils der Bank und der Umstellung auf eine klimaschonende Bilanz führen, die langfristig gesehen vermutlich weniger Risiken birgt. Aus diesem Grund müssen sich Banken bemühen, kurzfristige finanzielle Ergebnissen und klimafreundliche Entscheidungen in Einklang zu bringen. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass jede Veränderung eine neue Herausforderung mit sich bringt, und dass ein sofortiger und schneller Übergang von Regulierungsentscheidungen, Marktdruck und Verbraucherverhalten abhängen wird. Die Banken tragen jedoch entscheidend dazu bei, wie sich die Neuerfindung eines nachhaltigen Finanzwesens gestaltet und weiterentwickelt.

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